Der Autor: Haruki Murakami
wurde 1949 in Kyoto geboren, aufgewachsen ist er in Kobe, wo seine Eltern beide japanische Literatur unterrichteten. In der Hafenstadt Kobe erhielt er leicht Zugang zu westlicher Musik (Popmusik) und Literatur. Er studierte Theaterwissenschaften an der Waseda Universität. Von 1974 – 1982 führte er seine eigene Jazzbar „Peter Cat“, mit dem Schreiben begann er 1978. Gastprofessuren 1991 in Princeton und 1993 in Medford Massachusetts. Er lebt seit 2001 zurückgezogen in Oiso, Japan und gilt heute als der bedeutenste japanische Schriftsteller seiner Generation. 

Der Hörbuchsorecher: Wanja Mues
ist ein deutscher  Schauspieler, der 1973 in Hamburg geboren wurde, er absolvierte die Schauspielschule in New York und stand bereits 1986 vor der Kamera. Er ist insbesondere durch mehrere durchgehende Rollen in Fernsehserien oder als Episodengast bei Tatort oder Soko bekannt. Die Stimme von Wanja Mues passt sehr gut zu Murakamis Text. Stimmverstellung setzt er nur sehr dezent, aber sehr passend ein. Er liest ruhig mit gut gesetzten Pausen und passt sich dem Erzählfluss optimal an. www.wanja-mues.de

 

Die Übersetzerin Ursula Gräffe wurde 1956 geboren, sie studierte Japanologie, Angelistik und Amerikanistik in Frankfurt. Seit 1989 ist sie als Literaturübersetzerin aus dem Japanischen und Englischen tätig. 2004 erhielt sie den Japan Foundation Übersetzerpreis.

Das Hörbuch:

Der Protagonist Tsukuru Tazaki ist ein 36jähriger Bauingenieur für Bahnhofsarchitektur, der in Tokio ein unaufgeregtes und einsames Leben führt. Er geht jeden Tag zur Arbeit,  ist pflichtbewusst und immer höflich. Freunde hat er keine, denn seine Beziehungen, auch die zu Frauen halten nicht. Er glaubt, das liegt an ihm. Denn er sei mittelmäßig, ohne besondere Begabung oder Talent. Farblos, so beschreibt er sich selbst, wie ein schönes aber leeres Gefäß.  Wer sollte jemanden, wie ihn schon mögen.  Während seiner Schulzeit in Nagoya hatte er Freunde. Sie waren eine Fünferclique. Seine 4 Freunde hatten alle eine Farbe in ihrem Namen, er als einziger nicht, sein Vorname entspricht dem japanischen Verb für „Machen“. Farben spielen eine Hauptrolle in diesem Buch.
Als er später zum Studium als einziger der Clique nach Tokio ging, wurde  er nach einiger Zeit, von einem Tag auf den anderen, von seinen Freunden ausgestoßen. Ruf uns bitte nicht mehr an, niemanden von uns. Den Grund kennt er nicht. Er unternimmt auch nichts den Grund zu erfahren. Er leidet an dem Verlust, und stürzt in eine tiefe Identitätskrise, die ihn an den Abgrund des Todes treibt. Er erfährt nicht nur psychische Veränderungen, sondern auch physische, aber er überlebt, danach verdrängt er und lebt sein Leben weiter. Als er 16 Jahre später, im Alter von 36, Sara trifft und sich in sie verliebt, fordert diese von ihm, er müsse sich seiner Vergangenheit stellen und der Sache auf den Grund gehen, wenn ihre Beziehung eine Zukunft haben soll. Seine Pilgerfahrt führt ihn zunächst in seine Heimatstadt zurück, und dann bis nach Finnland.

Murakami beschreibt in kurzen Sätzen, sehr distanziert fast lakonisch, dabei führt er uns auch immer wieder in Tsukurus wie realistisch wirkende Traumwelt. Aber in diesem Roman gibt es keine parallele Mystikebene. Aber wie fast immer in Murakamis Werken taucht auch hier die Musik als verbindendes Glied auf. Hier ist eine Stück von Franz Liszt: „Le mal du pays“ (Heimweh) aus dem Zyklus Pilgerjahre.

Murakami versteht es subtil eine Spannung aufzubauen: „was ist damals passiert?“ „Trägt Tsukuru eine verdrängte Schuld mit sich herum?“ „Wird er seine Freunde finden, und werden sie ihn aufklären?“.
Ein sehr hörenswertes Buch über den Einfluss der Jugendzeit auf das Erwachsenenalter, aber auch über die Diskrepanz der Selbsteinschätzung und der Wahrnehmung durch andere.

Empfohlen von Dagmar Pärsch-Roos

Übersetzung aus dem japanischen von Ursula Gräfe

HörbuchHamburg, ISBN: 978-3869091839 7 CDs , 540 min
vollständige Lesung von Wanja Mues

 Online Katalog der Stadtbücherei